Im Herbst auf Vancouver Island

BC Ferry in Prince Rupert zur Abfahrt nach Vancouver Island

Prince Rupert im Oktober. Es ist regnerisch kalt und die Nähe zu Alaska liegt in der Luft. Am Abend kommt der Sturm. Er pfeift erbarmungslos um das kleine rote Holzhaus auf dem Hügel und lässt vertraut die Wände knacken. Der Herbergsvater klopft. Am nächsten Tag könne die Fähre nach Vancouver Island nicht ablegen, der Sturm sei heftiger, als erwartet. Ich harre aus und checke meine E-Mails. Keine neue Nachricht aus Toronto.

„Your letters, they all say that you’re beside me now. Then why do I feel alone?“

Nach zwei Tagen gehe ich an Bord. Der Himmel ist grau, die Luft klargespült und die See immer noch rau. Ich treffe einen schottischen Fischer von den Orkneys. Wir teilen Inselgeschichten, Seefestigkeit und eine Flasche Whiskey. Auf Vancouver Island möchte ich alleine sein. Es zieht mich wie so oft in den Westen. Tofino ist in dichten Seenebel gehüllt und ich fühle mich wie in einem Leonard-Cohen-Song. Die mystischen und elfenhaften Treibholzskulpturen im Regenwald berühren mein Herz. Hoffnungsvoll umarme ich einen großen Baum.

„I forget to pray for the angels. And then the angels forget to pray for us.“

Ich mische meine Tränen mit Salzwasser und gehe wellenreiten. Der pazifische Ozean macht meinen Kopf klar, der köstliche Pumpkin Pie abends im Hostel mein Herz weit. Es ist kanadisches Thanksgiving, mein Posteingang ist leer und ich entschließe mich, in die Hauptstadt Victoria zu fahren. Auf dem Weg dorthin erspähe ich drei Schwarzbären im Wald und denke an ein Gespräch auf einer Insel am anderen Ende der Welt. Dort ging es nicht nur um Bären, sondern auch um den schönsten Strand der Welt, neuseeländische „one-dollar coins“ und vor allem, wie man über alle Ozeane aller Welten tief miteinander verbunden bleibt.

„How we met when we were almost young. Deep in the green lilac park. You held on to me like I was a crucifix. As we went kneeling through the dark.“

In Victoria werde ich durch das geschäftige Treiben aus meiner Melancholie gerissen. Die Sonne scheint und ich ziehe mich in ein schummriges Internetcafé zurück. Öffne meinen E-Mail-Account. Sehe eine Mail aus Toronto. Klicke auf eine Billigflugseite und buche den nächstmöglichen Flug gen Osten. Im Flugzeug schaue ich aus dem Fenster. Unter mir explodiert der Indian Summer, in mir explodiert alles.

„It’s time that we began to laugh. And cry and cry and laugh about it all again.“

Meine Tipps für Vancouver Island:

Anreise: Inside Passage von Prince Rupert nach Port Hardy mit BC Ferries

Wohnen: Tofinohostel

Wellenreiten: Surfsisters

Besuchen: Botanischer Garten Tofino

Entdecken: Treibholzkreaturen

Die Zitate stammen aus dem Lied „So Long, Marianne“ von Leonard Cohen.

Ein Kommentar zu „Im Herbst auf Vancouver Island

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