Inselmenschen: Arne von Gotland

nselmenschen Interviewserie: Arne von Gotland

Es ist so weit: Meine Interviewserie „Inselmenschen“ geht an den Start. Fünf Fragen, die ich an Inselmenschen auf der ganzen Welt stellen möchte, um einen kleinen Einblick in ihr Inselleben zu bekommen. Wird es Gemeinsamkeiten geben? Und was werden die größten Unterschiede sein? Ich bin neugierig und freue mich auf auf meine Interviewpartner.

Das erste Interview durfte ich mit Arne von Gotland führen. Obwohl er findet, dass die Überschrift für diesen Artikel nicht so richtig passt. „Arne von Amrum, der jetzt auf Gotland wohnt“, müsse es eigentlich heißen. Denn Heimatinsel bleibt Heimatinsel, Amrumer bleibt Amrumer. Aber genau wie seine friesischen Seefahrervorfahren hat Arne die halbe Welt bereist und ist letztendlich auf der Ostseeinsel Gotland in Schweden gelandet. Hier lebt er mit seiner Familie circa sieben Kilometer südlich der mittelalterlichen Hansestadt Visby und arbeitet als Erlebnispädagoge an einer Waldorfschule. Und erzählt uns von seinem Inselleben:

#01 Wie geht es dir heute?

Ich bin heute vom Wind aufgewacht, über 45 Knoten prallten vom Westen gegen mein Schlafzimmerfenster. Das erste Mal saß ich schon um 2:30 Uhr senkrecht im Bett. Und der Sturm hat uns den ganzen Tag begleitet: klirrend kalt, wolkenlos und windig, sodass die Bäume krachen. Herrlich! Genauso fühlt sich mein Inselleben an. Es muss richtig windig sein. Sturm erinnert mich an meine Heimatinsel Amrum – manchmal finde ich, dass die „Stürme“ hier an der Ostsee zu sanft sind. Aber nicht heute. Heute geht es mir richtig gut, heute fühle ich mich richtig lebendig.

#02 Du lebst auf einer Insel. Wie ist es dazu gekommen?

Ich bin auf einer Insel aufgewachsen, habe auf mehreren Inseln gewohnt und da lag es nahe, als neuen Lebensmittelpunkt auch eine Insel zu wählen. Als wir nach Schweden ausgewandert sind, stellte sich bloß die Frage, auf welche der Inseln wir ziehen sollten. Und da fiel die Entscheidung ganz schnell auf Gotland, zumal wir die Insel schon einige Male besucht hatten.

#03 Was magst du an deinem Inselleben am meisten? Und was am wenigsten?

Gotland hat ungefähr 800 Kilometer Küstenlinie und unzählige Strände. Wenn ich in den Urlaub fahren möchte, dann fahre von meinem Zuhause einfach gen Norden, gen Süden oder gen Osten. Schon nach wenigen Kilometern sieht es wie in Südfrankreich, Spanien oder Portugal aus. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich ganz Europa mit seinen unterschiedlichen Landschaften auf dieser Insel wiederfindet. Sogar das Licht ist im Sommer fast mediterran. Gotland ist einfach atemberaubend schön und sehr abwechslungsreich – und das schenkt mir in meinem Inselleben eine große Zufriedenheit.

Ich habe schon auf kleineren Inseln als Gotland gewohnt und da kann man beispielsweise das Problem bekommen, dass man der Leute überdrüssig wird oder einem Inselkoller zum Opfer fällt. Aber das habe ich hier auf Gotland nicht. Es gibt wirklich nichts, dass ich am Inselleben auf Gotland nicht mag.

#04 Wenn Du eine Sache auf deiner Insel verändern dürftest: Was wäre das?

Ganz klare Sache: Ich würde gerne die Saisonzeiten verlängern, sodass Gotland eine ausgedehntere Vor- und Nachsaison bekommt. Die sieben Wochen, in der die Schweden geballt im Sommer kommen, sind zu kurz, um mit dem Tourismus ordentlich Geld zu verdienen. Das kenne ich von den deutschen Nordseeinseln einfach anders und das würde ich wirklich gerne ändern.

#05 Und zum Schluss noch: Was empfiehlst du allen, einmal auf deiner Insel getan zu haben?

Da Gotland so viele spektakuläre Plätze bereithält, würde ich tatsächlich empfehlen: Leiht euch ein Auto und fahrt einfach über die Insel. Ganz ohne Ziel. Die Insel ist nicht nur punktuell schön. Jede Ecke ist einfach wunderhübsch. Selbst das Befahren ganz normaler Straßen wird im Sommer zu einem Erlebnis, da der Wegesrand verschwenderisch von bunten Blumen gesäumt wird. Also, schnappt euch ein Auto, lasst euch von der Insel tragen und entdeckt sie spontan. Das ist das Beste, was ihr machen könnt. Und wenn ihr unterwegs ein „Loppis“-Schild seht, unbedingt anhalten. Denn ein „Loppis“ ist ein Floh- beziehungsweise Trödelmarkt, auf dem man mit etwas Glück richtige Vintage-Perlen finden kann.

Interview vom Januar 2022.

Weitere Interviews aus der Serie „Inselmenschen“ gibt es hier:

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s